18 Jan 2009

"Pelléas und Mélisande": Woraus alles hervorgeht

http://diepresse.com/home/kultur/news/443870/index.do?_vl_backlink=/home/kultur/news/index.do

Wilhelm Sinkovica [Die Presse, 14 January 2009]

Ich sage nichts"- das ist vielleicht der entscheidende Satz für das Verständnis dieses Stücks. Der greise König Arkel spricht ihn aus, ziemlich früh im Verlauf der undurchschaubaren Handlung. Er sagt dann zwar noch recht viel, woraus freilich, um Robert Musil zu paraphrasieren, „bemerkenswerterweise nichts hervorgeht". Was sich in den Seelen der Akteure des symbolistischen Dramas „Pelléas und Mélisande“ ereignet, was die vielen Andeutungen und Verschweigungen bedeuten könnten, wir werden es nie erfahren. Und doch hat Maurice Maeterlinck das im Grunde ganz simple Eifersuchtsdrama um eine rätselhafte Frau, die zwischen zwei Halbbrüdern steht, in ein solch kunstvolles Geflecht von nur schemenhaft angedeuteten Beziehungen, Abhängigkeiten und Sehnsüchten eingesponnen, dass es die Zuschauer seit mehr als 100 Jahren auf unerklärliche Weise zu fesseln vermag.